Die PrEP ist für alle da, die sie brauchen!
Zum Welttag der sexuellen Gesundheit am 4. September

Die medizinische HIV-Vorbeugung PrEP (Abkürzung von „Prä-Expositions-Prophylaxe“) nimmt man vor, während und nach einem möglichen Kontakt mit HIV ein. So ist man vor einer HIV-Infektion geschützt, falls HIV in den Körper gelangt. Sie kann als tägliche Tablette dauerhaft oder für kurze Zeit eingenommen werden.
Vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, nutzen die PrEP. Ungefähr 40.000 Menschen in Deutschland schützen sich damit schon selbstbestimmt und hochwirksam vor HIV. Außerhalb dieser Gruppe ist die PrEP noch nicht sehr bekannt. Dabei können sich mit der PrEP grundsätzlich alle Menschen vor HIV schützen, auch unabhängig von der geschlechtlichen Identität und der sexuellen Orientierung.
Beispielsweise Frauen, Menschen in der Sexarbeit, Menschen, die Drogen injizieren, trans- und nicht-binäre Menschen oder generell alle Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartner*innen könnten vom Schutz durch die PrEP profitieren. Bisher werden diese Gruppen aber viel zu wenig mit Informationen über die PrEP erreicht.
Das kann mehrere Gründe haben: Sexualität und STIs sind oft noch Tabu-Themen. Viele trauen sich nicht, selbst nach der PrEP zu fragen, aus Angst oder Scham. Manche Ärzt*innen sprechen die PrEP nicht aktiv an, zum Beispiel aus Unkenntnis oder Unsicherheit. Vor allem außerhalb der großen Städte und Ballungszentren oder in konservativeren Räumen ist Safer Sex oft weniger ein Thema. Außerdem kursieren Vorurteile über die Nebenwirkungen einer PrEP-Einnahme und die vermeintlich hohen Kosten.
Der Welttag der sexuellen Gesundheit 2025 steht unter dem Motto: „Sexuelle Gerechtigkeit: Was können wir tun?“ Die World Association for Sexual Health, die den Welttag der sexuellen Gesundheit ins Leben gerufen hat, schreibt auf ihrer Website:
Sexuelle Gerechtigkeit besteht dann, wenn alle Menschen die Macht und die Mittel haben, freie und gesunde Entscheidungen über ihren Körper, ihre Sexualität und ihre Fortpflanzung zu treffen und gleichberechtigten Zugang zu Diensten der sexuellen Gesundheit, einschließlich Aufklärung und Betreuung, haben. Sexuelle Gerechtigkeit bedeutet, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch sexuelle Gesundheit, Rechte und Freude erleben kann, frei von Diskriminierung, Gewalt oder Ausgrenzung.
Damit sexuelle Gerechtigkeit Realität für alle wird, muss auch die PrEP sichtbarer, zugänglicher und entstigmatisiert werden – für alle Menschen, unabhängig von ihren Lebensumständen.
Schon jetzt tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten einer PrEP-Therapie. Private Krankenkassen erstatten die Kosten nicht immer. Für eine flächendeckendere Versorgung sollten die Kosten aber auch für Menschen außerhalb der gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden. Außerdem müssen die Voraussetzungen zur Verordnung der PrEP vereinfacht werden, um eine breitere Versorgung, beispielsweise auch auf dem Land, zu ermöglichen. Bisher wird die PrEP hauptsächlich von Schwerpunktärzt*innen verschrieben, die meist in größeren Städten sitzen. Auch gynäkologische Praxen sollten eine Anlaufstelle für die PrEP sein.
Um die Einnahme der PrEP zu vereinfachen und vereinheitlichen, hat die Deutsche Aidshilfe kürzlich erst neue Anleitungen zum PrEP-Start, zur PrEP-Einnahme und zum PrEP-Stopp herausgegeben. Informationen dazu gibt es hier.
Ein Durchbruch in der weltweiten HIV-Vorbeugung ist auch die Spritze mit dem Medikament Lenacapavir, die nur zweimal im Jahr verabreicht werden muss. Die Depotspritze hemmt den Lebenszyklus des Virus in mehreren Stadien der Infektion und kann die tägliche Einnahme einer PrEP-Tablette ersetzen. Dies könnte vor allem in Gegenden mit unzureichender medizinischer Nahversorgung, beispielsweise in südlichen Ländern Afrikas, für Menschen mit hohem HIV-Infektionsrisiko eine große Verbesserung sein.
Es braucht aber noch weitere und breitere Aufklärung in verschiedenen Gruppen, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, eine faktenbasierte und informierte Entscheidung über eine PrEP-Therapie zu ermöglich. Nur so können auch die Vorurteile, die HIV immer noch anhaften, abgebaut werden.
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